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Die Story...

Diese Emanzipation

  • Autorenbild: Julia Schmitt
    Julia Schmitt
  • 30. März
  • 3 Min. Lesezeit



Endlich - eines schönen Nachmittags trafen sich Henriette und Sven in einem Restaurant. Denn: sie hatten ein Match. Sie schrieben sich seit ein paar Tagen sehr lange und persönliche Nachrichten, waren direkt am ersten Tag von der Dating App zu einem Messenger gewechselt und es fühlte sich alles so vertraut an. Sven war aufgeregt und freute sich die liebe Henriette kennenzulernen. Ob sie so schön war wie auf den beiden Fotos, die er von ihr bisher gesehen hatte? Er konnte ihre erste Begegnung kaum abwarten. Endlich hatte es mit einer Frau gematcht, die einfach mal nett war, vernünftig schreiben konnte, an ihm interessiert war und auf eine geheimnisvolle Weise „liebenswert“. So ganz genau konnte er es noch nicht einschätzen, aber bisher hatten sie ja auch nur geschrieben. Sven war froh, dass Henriette recht schnell nach einem Date fragte, denn wichtig war wirklich das persönliche Kennenlernen, ob man sich im wahrsten Sinne des Wortes riechen konnte und wie der potenzielle Partner in der Realität mit seinen Mitmenschen umgeht. Im Eins-zu-Eins-Gespräch gab es so manchen wundervollen Menschen, aber im weiteren Umfeld konnten diese Menschen dann doch etwas „spezieller“ sein. Wie auch immer. Noch 30 Min.


Sven marschierte schon mal los und kam 5 Min. vor der Zeit an. Er stellte sich gerade in die Nähe des Eingangs als es hinter ihm an der Scheibe klopfte: „Hey Sven, komm rein. Hab uns schonmal einen Platz organisiert“, erklärte Henriette lautstark durch das Fenster. Oooooookay, dachte Sven, und ging zu Henriette, gab ihr die Hand und ein Küsschen auf die Wange und setzte sich ihr gegenüber. „So cool ist der Laden eigentlich auch nicht, oder? Die Stühle haben keine Lehnen und man sitzt voll auf dem Präsentierteller“, nörgelte Henriette rum. „Ich hatte uns da hinten einen Tisch reserviert“, erläuterte Sven und zeigte auf eine kleine Nische, in der die Sitzgelegenheiten Lehnen hatten, „wir können noch wechseln, wenn du magst?“ „Ach, jetzt haben wir uns schon eingerichtet, oder?“, sagte Henriette mehr zu sich als zu Sven. Oh, oh; Sven durchzuckte ein Grummeln im Bauch. Und das lag nicht am Hunger. Tja, dieses erste Bauchgefühl. Darauf hören, oder noch eine Chance geben?


Der Kellner kam an den Tisch und Henriette gab ihre Bestellung auf… und seine?!! „Wir hätten gerne eine Flasche stilles Wasser, Zimmertemperatur, zwei Gläser und zweimal den Holzfäller Burger mit Pommes und extra Mayo dazu. Danke.“ Sven bekam große Augen: „Äh, ich bin Vegetarier, Henriette.“ „Ups, dann einmal ohne Fleisch.“ Der Kellner runzelte die Stirn: „Einen Burger ohne Fleisch?“ Er schaute in Svens Richtung: „Vielleicht einen Tofu-Patty dazu?“ Sven nickte dankend und schaute Henriette an, während sein Bauch das zweite Mal grummelte – erneut: sein Hunger war nicht schuld.

Henriette grinste ihn an, was irgendwie süß aussah und begann über ihren Arbeitstag zu reden und einen Kollegen, den sie anscheinend nicht besonders mochte. Sven hörte halbherzig zu und überlegte, ob er das Date jetzt gleich beenden sollte, oder wenigstens noch das Essen abwarten? Wie hatte er sich nur so täuschen können? Mal wieder eine Lernerfahrung, dass nur weil jemand gut mit Worten umgehen konnte, noch kein sympathischer, warmherziger Mensch war.


Das Essen wurde serviert und beide begannen zu essen. Henriette redete nachwievor von ihrem „Arschloch-Kollegen“ und Sven nickte hier und da, um Interesse zu heucheln.

Nach dem Essen, zum Glück waren beide schnelle Esser, fragte Henriette: „Und wollen wir noch ein Dessert?“ „Nein, danke, ich bin satt.“

„Gut ich auch. Wie möchtest du bezahlen?“ Sven glaubte sich verhört zu haben und stammelte: „Häh, was meinst du?“

„Na, als Gentlemen, der du natürlich bist, lädst du mich doch ein, oder?“

Dreist, was anderes fiel Sven zu dieser Entwicklung nicht mehr ein. Was war mit der Emanzipation, wenn man sie brauchte? Klar, er hätte so oder so die Rechnung übernommen, aber dass sie das einfach so voraussetzte und quasi befahl: pffff!

„Mit Karte“, gab Sven angebunden zurück.

Henriette winkte den Kellner heran: „Könnten wir bitte mit Karte zahlen?“

Sven schüttelte leicht den Kopf und musste sich ein Grinsen verkneifen. Sowas hatte er auch noch nicht erlebt. Wenn diese Frau mal Kinder haben sollte, wird sie keine Helikopter-Mutter, sondern eine ganze Bataillons-Mutter: nichts und niemand wird ohne ihre Kontrolle und ihr Eingreifen geschehen dürfen. Herrjeh!


Der Kellner kam, Sven bezahlte und beide standen auf. Henriette hielt Sven ihre Jacke hin. Nein, dachte er, das tut sie nicht wirklich! Offenbar wollte sie, dass Sven ihr in ihren Mantel half. Aber Sven zog nur eine Augenbraue hoch und ging Richtung Ausgang. Henriette war kurz verdutzt, warf sich ihren Mantel rasch über und lief Sven hinter her: „Und? Wann machen wir unser zweites Date?“

Sven verzog keine Miene, schaute sie lange durchdringlich an: „Niemals“, drehte ihr den Rücken zu und ging seiner Wege.


Vielleicht mache ich erstmal eine Dating-Pause, dachte Sven, während er nach Hause ging – ohne Grummeln im Bauch, denn erstens war sein Hunger gestillt und zweitens war sein Bauchgefühl überglücklich von ihm gehört worden zu sein.

 
 

Julia Diandra Schmitt

YoleJule

Kontakt: 

Telefon: +491746914093

Email: jd.schmitt@icloud.com

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